Große Orgel
Die große Orgel, errichtet auf einer vor die Westwand des Mittelschiffs gestellten Empore, verfügt über einen vollständig erhaltenen barocken Prospekt. Das Instrument wurde 1708 von dem Schnitger-Schüler Matthias Dropa aus Hamburg gebaut und ersetzte ein älteres, am westlichen Teil der Kirchennordwand stehendes Instrument ohne selbständiges Pedal.
Auf einem berühmten Gemälde von Joachim Burmester aus dem Jahr 1700 ist dementsprechend noch das Vorgängerinstrument zu sehen. Seit dem 15. Jahrhundert ist die Existenz mehrerer Orgeln in St. Michaelis bezeugt. Im Jahr 1683 legte Arp Schnitger ein Konzept für einen Neubau vor, dem man jedoch nicht folgte. So konnte es zwei Jahrzehnte später zur Verpflichtung Dropas kommen.
1873 wurde das Instrument von der Firma Furtwängler weitgehend verändert und dem romantischen Klangempfinden angepasst. Ein weiterer Umbau im Jahr 1931 durch dieselbe Orgelbaufirma (jetzt Furtwängler & Hammer), gestützt auf Konzepte des bedeutenden Organologen Christhard Mahrenholz, verband eine spätromantische, pneumatische Spielanlage mit der ursprünglichen Pfeifenaufstellung Dropas. Weitere Veränderungen, 1956 durch die Firma Kemper und 1974 durch die Firma Hillebrand, berücksichtigten die romantische Grundkonzeption nicht, sondern versuchten, das Instrument zu „barockisieren“, ohne dabei auf eine Rekonstruktion der Dropa-Orgel hinzuwirken.
Da insbesondere die pneumatische Spielanlage in den 90er Jahren zunehmend störanfällig wurde, erwies sich eine grundlegende Sanierung der Orgel als notwendig. Diese wurde im Jahr 1999 von der Firma Scheffler durchgeführt. Da die Orgel nur noch fünf originale Register von Dropa besaß, entschloss man sich, nicht den Ursprungszustand von 1708 wieder herzustellen, sondern das Konzept von Mahrenholz als Grundlage der Restaurierung zu nehmen. So präsentiert sich die Orgel mit ihren 51 Registern heute als ein Instrument, dessen Disposition sich im Hauptwerk, Rückpositiv und Pedal eher dem barocken Klangideal verpflichtet fühlt, das aber zusätzlich im schwellbaren Oberwerk zahlreiche Register romantischer Klanggebung vorzuweisen hat. Die enorme klangliche Vielfalt der Orgel ermöglicht eine überzeugende Interpretation von Orgelmusik aus allen Stilepochen.
Hauptwerk (1. Manual):
Prinzipal 16' (1708)
Quintade 16' (1708)
Oktave 8' (1999)
Gedackt 8' (1931)
Gambe 8' (1974)
Hohlflöte 8' (1931)
Oktave 4' (1999)
Blockflöte 4' (1931)
Quinte 2 2/3' (1974)
Oktave 2' (1999)
Spitzflöte 2' (1931)
Kornett 3-4-fach (1999)
Mixtur 5-6-fach (1999)
Trompete 16' (1999)
Trompete 8' (1931)
Rückpositiv (2. Manual):
Prinzipal 8' (1708)
Gedackt 8' (1708)
Oktave 4' (1873)
Rohrflöte 4' (1708)
Flachflöte 2' (1931)
Sifflöte 1 1/3' (1931)
Sesquialtera 2-fach (1956)
Scharf 4-fach (1999)
Dulzian 16' (1974/1999)
Krummhorn 8' (1999)
Schwellwerk (3. Manual):
Lieblich Gedackt 16' (1999)
Prinzipal 8' (1873)
Salizional 8' (1974)
Bordun 8' (1999)
Vox coelestis 8' (1999)
Oktave 4' (1873)
Rohrflöte 4' (1931)
Nasard 2 2/3' (1931)
Waldflöte 2' (1931)
Terzian 2-fach (1931)
Mixtur 4-fach (1999)
Trompete 8' (1999)
Oboe 8' (1999)
Pedal:
Prinzipal 16' (1873)
Subbaß 16' (1873)
Quintade 16' (Transmission aus dem Hauptwerk)
Lieblich Gedackt 16' (Transmission aus dem Schwellwerk)
Quintbaß 10 2/3' (1999)
Oktave 8' (1873)
Gedackt 8' (1873)
Oktave 4' (1873)
Nachthorn 2' (1931)
Rauschpfeife 4-fach (1931)
Posaune 16' (1931)
Trompete 8' (1931)
Trompete 4' (Transmission aus dem Schwellwerk)
Tonumfang: Manuale: C-g''' – Pedal: C-f'
Koppeln: I/Ped, II/Ped, III/Ped, II/I, III/I, III/II
Tremulanten für Rückpositiv und Schwellwerk
Registerwalze
Taschenlade mit pneumatischer Register- und Spieltraktur
Registratur mit drei freien Kombinationen und Generaltutti